Montag, 4. September 2017

Fasziniation des Rennsteiges



Meine Wanderfreunde aus Thüringen schwärmen immer von ihrem Rennsteig. Was ist der Rennsteig für ein Kammweg? Bevor man sich auf den Rennsteig begibt, ist es lohnenswert, sich mit seiner Geschichte und Hintergründe zu befassen.

Inmitten des Thüringer Waldes, geprägt von faszinierenden Lauf- und dichten Nadelwäldern, flankiert von Stätten deutscher Hochkultur, wie Eisennach, Gotha, Meinigen und Schmalkalden führt der Rennsteig etwa 170 km durch den  Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Er ist der älteste und mit etwa 100.000 Wanderern jährlich der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands. Er beginnt im Eisenacher Stadtteil Hörschel am Ufer der Werra und endet in Blankenstein an der Selbitzbrücke. Sein Wegzeichen ist ein weißes R.

Begibt man sich auf den Rennsteig erlebt man eine lange Wandergeschichte. Seine erste Erwähnung fand der Rennsteig als Rynnestig in einer am 10. August 1330 in Schmalkalden ausgefertigten Urkunde über den Verkauf des „Frankensteiner Wildbannes“ bei den dort angegebenen Grenzpunkten.

Im Jahre 1829 unternahm der Topograf Julius von Plänckner die erste Rennsteigwanderung von Blankenstein nach Hörschel, nachdem er die beiden Orte auf Grund der Topografie als Beginn und Endpunkt des Rennsteiges ermittelt hatte.

Während der deutschen Teilung war der Rennsteig nicht durchgehend begehbar, da er insgesamt sechsmal die damalige innerdeutsche Grenze überschritt. In dieser Zeit begann er offiziell am Vachaer Stein, einem Pass kurz vor der Hohen Sonne, und endete in Neuhaus am Rennweg. Hörschel war seit 1952 aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Grenze Sperrgebiet, ebenso führt der Weg östlich von Neuhaus durch ehemaliges Sperrgebiet. In Oberhof bestand in der Zeit der DDR ein (später abgerissenes) Hotel in Form eines Grenzsteines.


Die Wiedervereinigung machte es möglich. Mit einem finanziellen Kraftakt von über 15 Mio. Euro wurde der Rennsteig in den letzten Jahren modernisiert. Dazu zählt der Bau von neuen Schutzhütten, Sitzgruppen, Parkplätzen, sechs Rennsteighäusern und vier Aussichtstürmen. Während der westliche Teil bis Neuhaus über eine hohe Dichte an Schutzhütten und Rastgelegenheiten sowie eine dichte Ausschilderung verfügt, hat der Abschnitt in Franken nur wenig dieser Infrastruktur zu bieten.

Rennsteigsteine

Entlang des Rennsteigs stehen etwa 1300 historische Grenzsteine. Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Rennsteig, der überwiegend ein Grenzweg war, mit diesen politischen Hoheitszeichen markiert. Besonders bemerkenswert sind die 13 Dreiherrensteine, von denen jedoch nur zehn direkt am Rennsteig liegen.

Wander- und Radweg

Der Rennsteig war bis Ende 2010 ein vom Deutschen Wanderverband ausgezeichneter Qualitätswanderweg. Es gibt nur wenige Wanderwege in Deutschland, die so eine gute Infrastruktur aufweisen, wie der Rennsteig.  Wer allerdings naturbezogene kleine Wanderpfade erwartet, ist auf dem Rennsteig fehl am Platze. Er ist überwiegend mit einer wassergebundenen Decke versehen, teilweise wird er auch auf ruhigen Landstraßenabschnitten geführt. Im Winter, bei hohem Schnee, sind Skilanglauf oder Wanderungen mit Schneeschuhen möglich; der Rennsteig wird in Teilbereichen als Winterwanderweg gepflegt.

Verlauf

Der Rennsteig verläuft auf der Kammlinie des Thüringer Mittelgebirges von Nordwest nach Südost meist in Höhen von rund 500 bis 970 Metern. Er beginnt im Eisenacher Stadtteil Hörschel an der Werra (196 m ü. NHN) und endet nach 168,3 km (historische Länge) in Blankenstein an der Saale (414 m ü. NHN). Im Jahr 2003 wurde der Rennsteig durch das Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation neu vermessen; dabei wurde eine Gesamtlänge von 169,29 km ermittelt. Der Rennsteig überquert die ehemalige deutsch-deutsche Grenze insgesamt sechsmal. Die Markierung ist durchweg sehr gut, meist ein weißes R, das Mareile genannt wird. Entlang des Rennsteiges gibt es zahlreiche Rastplätze und circa alle 5 bis 10 Kilometer kleine offene Unterstandshütten. Zur medizinischen Versorgung wurden Stützpunkte der Thüringer Bergwacht eingerichtet.

Der Bachlauf der Spitter überquert im Bereich des Naturschutzgebietes Ebertswiese auf 700 Meter Höhe als einziges fließendes Gewässer im mittleren Teil des Rennsteigs den Verlauf des Höhenweges, um dann den nahe gelegenen Spitterfall zu speisen. Ein zweiter, den Rennsteig querender Bachlauf befindet sich mit der Dober im südöstlichen, schon zum Frankenwald gerechneten Teil direkt an der thüringisch-bayerischen Grenze westlich von Brennersgrün, einem Ortsteil der Stadt Lehesten.
Die traditionellen sechs Etappen gestalten sich wie folgt:
  • Hörschel – Großer Inselsberg (32,8 km)
  • Großer Inselsberg – Oberhof (30,8 km)
  • Oberhof – Kahlert (27,0 km)
  • Kahlert – Limbach (19,7 km)
  • Limbach – Steinbach am Wald (30,0 km)
  • Steinbach am Wald – Blankenstein (28,0 km)

Zahlen der Neuvermessung 2003

 Insgesamt verlaufen 121,457 km auf dem Originalrennsteig, während 47,837 km verändert verlaufen. Auch die verschiedenen Wegetypen wurden wie folgt ermittelt:

Wegezustand
Länge
Prozent
Asphalt
13,312 km
7,86 %
Pflaster
1,605 km
0,95 %
Beton
0,050 km
0,03 %
Mineralischer Untergrund
130,078 km
76,84 %
Bohlen oder Brücken
0,176 km
0,10 %
Hackstreu
4,238 km
2,50 %
Unbefestigt
19,835 km
11,72 %
Gesamt
169,294 km
100,00 %

Der Rennsteig verläuft auf 14,761 km durch Bayern. Der maßtechnische Mittelpunkt befindet sich ungefähr am Großen Dreiherrenstein bei Neustadt am Rennsteig.

Wir werden in den nächsten vier Tagen folgende Routen nehmen mit 83 km auf dem Rennsteig und weiter 15 km zu den Orten.

Ø      Hörschel nach Ruhla 26 km
Ø      Ruhla nach Tambach-Dietharz 31 km
Ø      Neue Ausspanne nach Oberhof 20 km
Ø      Oberhof nach Allzunah 21 km.

Wir sind gespannt auf unsere Tour und wir werden darüber berichten.